Neugestaltung Wohnquartier Herbertzstraße

Entwurfskonzept/Leitidee

Drei Gebäudetypen, L-Riegel, Punkthaus und Reihenhaus, schaffen in orthogonaler Anordnung einen urbanen, gebrochenen Blockrand. Subtraktive Einschnitte strukturieren die massiven Baukörper und führen zu einer Reihung der Elemente. Ein einziges Fenstermaß, in Wiederholung gedoppelt oder einzeln gefasst, locht die Klinkerfassade. Im Osten erschlossen, öffnen sich die Wohnungen über private Außenräume nach Süd-Westen. Klare Wege, gerichtet durch die Architektur, durchkreuzen und vernetzten unterschiedliche Teile des differenziert, grünen Innenhofs.

Erschließung

Alle Mehrfamilienhäuser sind von der Straße über eine Vorzone zu erreichen und werden von Osten über ein Treppenhaus erschlossen. Dieses ist als zwei oder drei Spänner ausgebildet und beinhaltet, neben einer einläufigen Treppe, einen Aufzug.
Die Ein-und Ausfahrt zur Tiefgarage liegt im Osten des Grundstücks, zwischen den beiden Riegeln. Sie ist über alle Treppenhäuser zugänglich und bietet, je nach Ausbildung, 46–82 Fahrzeugen Platz.
Der von der Bebauung gefasste Innenhof ist fußläufig, über Durchgänge im Osten zwischen den zwei Riegeln, sowie im Norden und im Süden zwischen Punkthaus und Riegel, zu erreichen. Eine Zufahrt liegt auf der Westseite, zwischen Hof-und Reihenhausbebauung, welche verkehrsberuhigt als „Wohnweg“ nur der Feuerwehrdurchfahrt sowie der Anlieferung der Reihenhäuser dient. Ebenfalls liegt im Westen des Hofes ein Abgang in die Tiefgarage.
Die Reihenhäuser im Westen des Innenhofes werden auf der Ostseite von dem zuvor beschriebenen Wohnweg über eine Eingangsnische erschlossen. Auf der Rückseite ist hinter der privaten Grünfläche ein Carport angeordnet, welches von der Straße zwischen den Reihenhauszeilen angefahren werden kann. Somit wird der Fahrzeugverkehr aus dem Innenhof herausgehalten.

Funktionalität

Die Wohnungen bilden einen Mix von zwei-bis vier-Zimmereinheiten unterschiedlicher Größe, durchmischt in jedem Haus. Die Wohnungen im Staffelgeschoss erhalten eine Dachterrasse, alle übrigen Wohneinheiten der Obergeschosse sind mit Balkonen ausgestattet. Den ebenerdigen Wohnungen ist ein privater, gefasster Außenbereich zugeordnet. Alle Außenräume der Wohneinheiten sind nach Süden oder Westen orientiert. Kochen, Essen sowie Wohnen ist als großzügiger, zusammenhängender Bereich ausgebildet und ebenfalls nach Süden oder Westen orientiert. Eine räumliche Abtrennung der Küchen ist in verschiedenen Einheiten möglich.
Neben den Stellplätzen sind in der Tiefgarage ebenfalls Fahrradräume sowie den Wohnungen zugeordnete Mieterkeller und Nebenräume untergebracht. Der Zugang erfolgt über jedes Treppenhaus.
Die Müllentsorgung erfolgt über Unterflurcontainer, welche im nördlichen und südlichen Übergang des „Wohnwegs“ zu den Straßen untergebracht sind. Diese können oberirdisch über das Wegenetz oder auch unterirdisch über die Tiefgarage und deren Treppenzugang in den Innenhof erreicht werden.

Materialien und Konstruktion

Die Gebäude sind als Massivbauten geplant. Tragende Außen-und Wohnungstrennwände, ergänzt durch Punktstützen sowie einzelne tragende Scheiben innerhalb der Wohnungen, ermöglichen individuelle Grundrisse. Die Decken sind in Stahlbeton als liniengestütztes Mehrfeldsystem oder als punktgestütztes System mit integrierten Dübelleisten vorgesehen. Die Tragelemente werden bis in die Tiefgarage geführt.
Die Fassade bildet im Hauptbaukörper ein brandstrukturierten Klinker, als System einer dreischaligen Außenwand mit Mineralfaserdämmung. Nur das Staffelgeschoss erhält eine Putzfassade mit handwerklicher Besenstrichstruktur und liegt so auf dem unteren Baukörper auf.
Anthrazitfarbene Kunststoff-Fensterelemente werden, in einer Klinkernische zurückliegend, unterseitig von einer zementgrauen Bank zu einem Band gefasst. Gleiches Element bildet die Attikaabdeckung. Die metallenen Geländer der Balkone sind verzinkt, die Balkonplatten nehmen als Fertigteil Material und Farbe der Fensterbänke sowie Abdeckungen auf. Das vertraute Materialspiel vermittelt Qualität, Geborgenheit und Ruhe.
Eine Ausstattung der Wohnungen mit Fußbodenheizung, Eichenparkettböden, Fliesen in den Bädern und Lärchenholzbelag auf den Balkonen, ist vorgesehen. Die nicht tragenden Innenwände werden als Gipskartonständerkonstruktion errichtet.

Außenraum

Die Gestaltung des Innenhofes orientiert sich stark an der orthogonalen Ausrichtung der umliegenden Bebauung. Aus der strikten Gebäudestruktur ergeben sich klare Wegebeziehungen, die die unterschiedlichen Teilbereiche des Innenhofes durchkreuzen und miteinander vernetzen.
Die zwischen den zwei Punkthäusern aufgespannte Rasenfläche wird von großzügigen Gräser-und Bodendeckerpflanzungen, einem Baumhochbeet sowie einem Kleinkindspielplatz fragmentarisch aufgebrochen und untergliedert. Durch die unterschiedlichen Höhenlagen des Baumhochbeets und der Gräserbänder, ergibt sich innerhalb des Hofes eine spannende Höhenstaffelung, die die einzelnen Zonen dezent von einander abgrenzt.
Durch die in den Hochbeeten gewonnene Aufbauhöhe (bis zu 75 cm ab OK TG) wird nicht nur eine intensive Bepflanzung mit mittelgroßen Bäumen ermöglicht, sondern auch eine geschickte Kaschierung der Tiefgaragen-Entrauchungsschächte durch deren Integration erzielt.
Eine Kombination von Lampenputzergras und hohem Gartenreitgras begleitet die zentralen Wege sowie Aufenthaltsbereiche und unterstreicht mit einer Eigenhöhe von 60 cm bis 120 cm die Raumkanten der unterschiedlichen Teilbereiche. Es ergeben sich halbtransparente “Schleier“ zu privaten und offenen Grünbereichen. Die den Beeten angelagerten Sitzblöcke aus Sichtbeton schaffen durch ihre spezielle Anordnung Zonen, die sowohl für gemeinschaftliches Beisammensein genutzt werden, aber auch dem Rückzug dienen können.
Gemeinsam mit den 90 cm hohen Sichtbetonmauern bildet das stringent verlaufende Betonsteinpflaster, in der Farbe creme-beige, das Pendant zu dem weichverlaufenden Saum aus Vegetationsflächen. Die Kombination aus 1,80 m hohen Hainbuchenhecken, Gräsern und Mauern bieten den Privatgärten ausreichenden Sichtschutz. Die Hochbeeteinfassung besteht aus Stahl und nimmt die Farbgebung der Balkongeländer sowie Fensterleibungen der umliegenden Architektur wieder auf.

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